Im Falle eines Unfalls sind Ersthelfer, Rettungskräfte und Ärzte darauf angewiesen, möglichst schnell und unkompliziert Informationen über das Unfallopfer in Erfahrung zu bringen: Sind Allergien oder Vorerkrankungen bekannt? Ist der Patient auf bestimmte Medikamente angewiesen? Gibt es Angehörige, die informiert werden müssen? Liegt eine Patientenverfügung oder eine Gesundheitsvollmacht vor? Ein Notfallpass sorgt dafür, dass diese Informationen im Ernstfall zur Verfügung stehen. Nicht unbedingt muss das Dokument in der Brieftasche mitgeführt werden. Den Notfallpass gibt es inzwischen auch als App oder als QR-Code für den Schlüsselanhänger.
Der Notfallpass ist ein Dokument, das Ersthelfer, Rettungskräfte oder Ärzte im Falle eines Unfalls mit allen wichtigen Informationen über den Patienten versorgt, falls dieser für den Augenblick oder dauerhaft nicht auskunftsfähig sein sollte. Gerade Patienten, die an chronischen Erkrankungen wie beispielsweise am Epilepsie-Syndrom oder an Asthma leiden, werden von ihrem behandelnden Arzt oft aufgefordert, ein solches Dokument bei sich zu tragen. Es gibt verschiedene Modelle des Notfallpasses, solche, die nur die wichtigsten Daten enthalten und solche, die umfassend über den Patienten informieren. Folgende Informationen können auf einem Notfallpass festgehalten werden:
Der Notfallpass sorgt nicht nur dafür, dass der Patient seinen Wünschen und seiner Krankengeschichte gemäß behandelt werden kann, sondern hilft auch dabei, schnell und unkompliziert Angehörige ausfindig zu machen.
Die naheliegenste Möglichkeit, den Notfallpass stets griffbereit zu haben, ist die Aufbewahrung in der Brieftasche. Zu diesem Zweck kann das Dokument beispielsweise selbst ausgefüllt, ausgedruckt und auf die gewünschte Größe zusammengefaltet werden. Einen Notfallpass zum Ausdrucken gibt es hier: http://www.hausaerzte-roedermark.de/files/aerzte/images/Notfallpass.pdf Chronisch kranke Patienten finden online außerdem verschiedene Notfallpassformulare, die, je nach Erkrankung, auf ihre Bedürfnisse hin entworfen sind. Natürlich ist es auch möglich, einen individuellen Notfallpass nach den eigenen Wünschen am Computer oder handschriftlich zu erstellen. In jedem Fall sollte der Notfallpass auf robustem Papier ausgedruckt werden und gut leserlich sein. Es bietet sich an, das Dokument in einer Klarsichthülle aufzubewahren, um es vor Umwelteinflüssen zu schützen.
Wer eine Patientenverfügung bei der Bundeszentralstelle Patientenverfügung hinterlegt, erhält einen auf Spezialpapier gedruckten, faltbaren Notfallpass im Ausweisformat, auf dem die wichtigsten Daten zur Patientenverfügung festgehalten sind. Das Zentrale Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer, bei dem es möglich ist, eine Vorsorgevollmacht in Kombination mit einer Patientenverfügung zu hinterlegen, stellt seinen Klienten die sogenannte ZVR-Card im Checkkartenformat aus. Diese informiert über die Hinterlegung und über Kontaktdaten von Angehörigen und Bevollmächtigten.
Seit der Einführung des Smartphones ist es zwar problemlos möglich, sogenannte ICE-Daten („in case of emergency“) auf dem Gerät zu speichern, diese sind aber für Ersthelfer aufgrund der Sperrfunktion meist nicht unmittelbar zugänglich. Da nutzt es kaum etwas, Notfallkontakte im Telefonbuch mit dem Kürzel „ICE“ zu versehen und sonstige Notfalldaten als Notizen abzuspeichern.
Unkompliziert und leicht zugänglich lassen sich Notfalldaten mithilfe der Health-App auf dem iPhone speichern. Seit iOS 8 steht diese Funktion allen iPhone-Nutzern standardmäßig zur Verfügung. Unter dem Menüpunkt „Notfallpass“ können Kontaktdaten von zu informierenden Angehörigen und Gesundheitsdaten eingegeben werden, die nach Aktivierung der Option „im Sperrzustand anzeigen“ Ersthelfern unabhängig davon zur Verfügung stehen, ob das iPhone entsperrt werden konnte oder nicht.
Android bietet immerhin die Möglichkeit, den Sperrbildschirm des Smartphones so zu konfigurieren, dass dort eine kurze vom Inhaber eingegebene Information, etwa die Nummer eines Notfallkontakts, zu lesen ist.
Mithilfe unzähliger Apps lassen sich Notfallinformationen bequem und leicht zugänglich auf dem Smartphone hinterlegen. Vitabook hat drei von diesen Apps mit Notfallpass-Funktion getestet.
Anbieter: PASS Consulting Group
Preis: kostenlos mit In-App-Käufen
Verfügbarkeit: iOS und Android
Kompatibilität: iOS 7.0 oder höher / Android 4.0.3 oder höher
Note: 2-
„Notfall-Hilfe“ ist eine App, die nicht nur die Speicherung von Notfalldaten ermöglicht, sondern dem Nutzer außerdem allerhand andere nützliche Funktionen zur Verfügung stellt. Bei einem Notfall kann mit der App nicht nur der eigene Standort bestimmt werden, dieser kann auch per SMS an einen gespeicherten Notfallkontakt versendet werden. Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser werden ebenfalls per GPS ausfindig gemacht. Als Ersatz für den Notfallpass in der Brieftasche taugt die App aber nur mit freigeschaltetem Premium-Paket. Das Premium-Paket erlaubt es, Notfallinformationen trotz aktivierter Sperrfunktion in mehreren Sprachen abzurufen und anzuzeigen. Neben dieser im Zweifel lebenswichtigen Funktion ist die kostenpflichtige Version der App mit verschiedenen Gadgets wie beispielsweise der Medikamenten-Erinnerung, dem digitalen Impfpass und einer Funktion zur Kartensperrung für den Fall des Verlusts der Brieftasche ausgerüstet.
Kostenlose Funktionen | Kostenpflichtige Funktionen |
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Die App „Notfall-Hilfe“ möchte mit ihren vielfältigen Funktionen überzeugen. Für den Notfall hält sie alle wichtigen Informationen bereit. Sie tarnt sich als kostenlose App; um aber die wichtigsten Funktionen im vollen Umfang nutzen zu können, ist das Update auf die Premium-Version notwendig. Hier noch einmal die Vorteile und Nachteile im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
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Anbieter: Laurent Pellegrino
Preis: kostenlos
Verfügbarkeit: Android
Kompatibilität: variiert je nach Gerät
Note: 1-
Die App „Notfall-ID“ wurde von einem Team aus Ärzten und Feuerwehrleuten entwickelt, um Notfalldaten schnell und einfach zugänglich zu machen. Bestenfalls sollte die App in Kombination mit einem Notfall-Armband genutzt werden, das auf der Website der Hersteller (ww.notfall-id.de) bestellt werden kann. Das Notfall-Armband hält einen Sicherheitscode zum Entsperren der Notfall-Daten bereit. Doch auch ohne dieses Zubehör und den entsprechenden Code kann die App genutzt werden. Auf dem Sperrbildschirm des Handys befindet sich nach erfolgreicher Einrichtung ein Symbol für den Zugriff auf die Daten. Die App ist ausschließlich als digitaler Notfallpass konzipiert. Nur wenige zusätzliche Funktionen sind implementiert. Per Knopfdruck kann eine SMS mit einem Hilferuf und dem Standort an einen Notfallkontakt versendet werden. Ärzte und Krankenhäuser in der Nähe werden mithilfe der App ermittelt. Die mitgelieferte Kompass-Funktion arbeitet leider nur sehr unzuverlässig. Insgesamt überzeugt die App aber durch nutzerfreundliches Design und erfüllt ihren Zweck auf ganzer Linie. Sie steht leider nur für Android zur Verfügung, ist aber ein würdiger Ersatz für die Notfalldaten-Funktion der iPhone-Health-App. Hier noch einmal die Vorteile und Nachteile im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
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Anbieter: MobileMed
Preis: kostenlos
Verfügbarkeit: iOS und Android
Kompatibilität: iOS 8.0 oder höher / Android 4.3 oder höher
Note: 5
Die App „Medical ID“ arbeitet mit dem sogenannten Emergency-ID-System. Die App kann kostenlos installiert werden und ist schnell eingerichtet. Neben der Eingabe von personenbezogenen Daten können ein digitaler Organspendeausweis und ein digitaler Notfallpass erstellt werden. Sobald sich das Smartphone in einem Krankenhaus befindet, das mit dem Emergency-ID-System arbeitet, wird ein Alarmsignal ausgelöst und Notfallpass und Organspendeausweis werden trotz aktivierter Sperrfunktion auf dem Display angezeigt. Als mobiler Notfallpass-Ersatz eignet sich die App kaum. Zum einen befinden sich die meisten Krankenhäuser mit Emergency-ID-System in der Schweiz, zum anderen versäumen die Hersteller, auch Ersthelfern und Rettungskräften die lebenswichtigen Informationen zur Verfügung zu stellen. Hier noch einmal die Vorteile und Nachteile im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
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Die Speicherung von Notfalldaten auf dem Smartphone hat neben dem Problem der Zugänglichkeit trotz Sperrfunktion einen entscheidenden Nachteil: Die Daten können nur dann eingesehen werden, wenn der Akku des Geräts es hergibt. Ein Smartphone ohne Strom nutzt im Ernstfall niemandem etwas. Eine Lösung für dieses Problem bietet der Notfallqr+ von vitabook. Mithilfe eines Codes können Notfalldaten online hinterlegt werden: Gesundheitsinformationen, Informationen zu Angehörigen, zum PKW des Unfallopfers und sonstige wichtige Daten werden dort mithilfe eines sicheren Verschlüsselungssystems gespeichert. Durch das Auslesen eines QR-Codes, der auf dem Notfallqr+-Schlüsselanhänger und dem zugehörigen PKW-Notfallsticker abgedruckt ist, können die Daten im Falle eines Unfalls umgehend abgerufen werden.
„Einrichten eines Notfallpasses in der Health-App auf Ihrem iPhone“: Apple Support https://support.apple.com/de-de/HT207021 (aufgerufen am 06.02.2017)
„Patientenschutz: Notfallpass und Hinterlegung Ihrer Patientenverfügung“: Bundeszentralstelle Patientenverfügung https://www.patientenverfuegung.de/notfallpass (aufgerufen am 06.02.2017)
„Ihre persönliche ZVR-Card“: Zentrales Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer http://www.vorsorgeregister.de/ZVR-Zentrales-Vorsorgeregister/ZVR-Card/index.php (aufgerufen am 06.02.2017)
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Notfallpass. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.