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Wie und wo sollte die Körpertemperatur bei Fieber gemessen werden? Welche Temperatur ist normal?




Fieber ist ein häufiges körperliches Phänomen, das bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftritt. Obwohl es im medizinischen Alltag eine große Rolle spielt, gibt es unter Ärzten Diskussionen über die genaue Definition des Begriffes „Fieber“. Gegenstände dieser Diskussion sind wie und wo die Körpertemperatur gemessen werden sollte und welche Temperaturen normal oder krankhaft sind.


Was der Begriff Fieber bedeutet, wie es gemessen und eingeordnet wird und welche Rolle Fieber bei vielen Erkrankungen spielt, erklärt vitabook.


Was ist Fieber?


Fieber wird im Allgemeinen als ein Zustand erhöhter Körperkerntemperatur definiert. Über die weiteren Aspekte dieser Definition herrscht in der Ärztewelt großer Diskurs. Manche bestehen darauf, dass die Messung der Temperatur lediglich rektal (im After) geschehen sollte und andere Messorte nicht aussagekräftig sind. Andere geben unterschiedliche Temperaturschwellen für die unterschiedlichen Messorte an. Auch darüber, was die „gesunde“ Körpertemperatur ist, herrscht Uneinigkeit. Denn im Laufe eines Tages verändert sich die Körpertemperatur des Menschen. In der Nacht ist sie am niedrigsten, während sportlicher Betätigung kann sie um bis zu zwei Grad Celsius steigen.


Generell gilt eine Körperkerntemperatur zwischen 36 °C und 37 °C als normal. Ab 37,5 °C spricht man von febrilen Temperaturen. Temperaturen zwischen 37 °C und 37,5 °C bezeichnen Mediziner als subfebril.


Eine rektale Messung spiegelt am ehesten die Körperkerntemperatur wieder. Allerdings kann die Temperatur auch an anderen Orten im Körper, zum Beispiel im Ohr, gemessen werden. Bei einer solchen Messung ist zu bedenken, dass zwischen gemessener Temperatur und Körperkerntemperatur Unterschiede bestehen können.


Wo wird Fieber gemessen?


Die aussagekräftigste Fiebermessung geschieht rektal. Dabei wird das Thermometer einige Zentimeter in den After eingeführt. Diese Temperatur spiegelt am ehesten die Körperkerntemperatur wieder.


Andere Orte, an denen Fieber gemessen werden kann, sind:


  • Ohr (Gehörgang), was heutzutage die gängigste Methode zur Fiebermessung darstellt
  • Mund, dabei wird das Thermometer unter die Zunge gelegt
  • Achselhöhle, diese Temperatur unterliegt größeren Schwankungen
  • Schläfe, unterliegt ebenfalls großen Schwankungen

Was sind die Auslöser von Fieber?


Einige Definitionen von Fieber schließen den Zusatz mit ein, dass Fieber häufig, aber nicht notwendigerweise die Antwort des Körpers auf das Eindringen von Krankheitserregern (Pathogenen) darstellt. Für viele Auslöser des Fiebers, zum Beispiel Infektionskrankheiten, trifft das zu.


Art des Fiebers Beschreibung
Fieber nach Infektion Eine Infektion mit Krankheitserregern löst häufig eine Antwort des Immunsystems aus, in der auch Fieber eine Rolle spielt
Fieber bei Tumorerkrankungen Bei Patienten mit Tumorerkrankungen kommt es häufig zu Fieber, das durch den Tumor selbst oder die Reaktion des Körpers auf diesen ausgelöst wird
Fieber durch Medikamente („drug induced fever“) Die Einnahme mancher Medikamente löst auf noch unbekannte Weise Fieber aus
Fieber bei Autoimmunerkrankungen Die Aktivität des Immunsystems führt bei einigen Autoimmunerkrankungen zum Auftreten von Fieber
Fieber bei Schilddrüsenüberfunktion Eine Überfunktion der Schilddrüse führt zur vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormonen, die Fieber auslösen
Fieber unbekannter Ursache („fever of unknown origin“ FUO) Bei einigen Patienten mit Fieber kann kein Auslöser gefunden werden; ein solches Fieber wird als Fieber unbekannter Ursache bezeichnet

Tab. 1: Fieberarten und ihre Auslöser


Welche Mechanismen im Körper führen zur Entstehung von Fieber?


Die Körpertemperatur wird durch einen Teil des Gehirns, den sogenannten Hypothalamus, reguliert. Er legt den Sollwert der Körpertemperatur fest und empfängt Informationen von Wärme- und Kälterezeptoren (Thermorezeptoren), um die aktuelle Temperatur festzustellen und sie in Richtung des Sollwertes zu regulieren. Fieber entsteht durch eine Verschiebung des Sollwertes nach oben (zum Beispiel von 37 °C auf 38,5 °C). Man geht heute davon aus, dass eine solche Verschiebung hauptsächlich über Temperatur-regulierende Moleküle im Körper, die von Medizinern als Pyrogene bezeichnet werden, geschieht.


Die Pyrogene werden von Zellen des Immunsystems produziert, wandern ins Gehirn und treiben dort den Hypothalamus dazu, den Sollwert für die Körpertemperatur zu verändern. Auch verschiedene körperfremde Stoffe können das Immunsystem anregen, solche Moleküle zu produzieren. Diese Stoffe, die zum Beispiel von Bakterien ausgeschüttet werden, bezeichnet man als körperfremde (exogene) Pyrogene.


Schaubild: Entstehung von FieberEntstehung von Fieber

Abb.1: Entstehung von Fieber


Einige Fieberformen, wie zum Beispiel das Fieber unbekannter Ursache, gehen nicht mit diesen klassischen Fiebermechanismen einher. Der genaue Auslöser für diese Arten von Fieber ist noch nicht ausreichend verstanden und Gegenstand der aktuellen Forschung.


Wieso reagiert der Körper auf Infektionen mit Fieber?

Die Erhöhung der Körperkerntemperatur ist Teil der Erregerabwehr des Körpers. Viele Enzyme, die Bakterien und Viren das Eindringen in den Körper und die Vermehrung erleichtern, funktionieren bei bestimmten Temperaturen am besten. Bei Erregern, die sich im menschlichen Körper vermehren, liegt dieses Temperaturoptimum am häufigsten bei der Körpertemperatur, also bei 37 °C. Eine höhere Temperatur erschwert den Erregern ein Eindringen in den Körper und verhindert deren Ausbreiten.


Auch körpereigene Enzyme funktionieren bei 37 °C am besten. Allerdings verfügt der menschliche Körper über einige Mechanismen, um die Funktion dieser Proteine auch bei höheren Temperaturen aufrecht zu erhalten. Einer dieser Mechanismen sind die sogenannten Hitzeschockproteine („heat shock proteins“, HSP). Sie werden bei höheren Temperaturen vom Körper produziert, binden an viele Enzyme und unterstützen deren Aktivität.


Wie hängen Fieber, Schüttelfrost und Schwitzen zusammen?

Zu Beginn einer Erkältung kommt es bei vielen Betroffenen zu leichtem oder starkem Schüttelfrost. Trotz warmer Umgebungstemperatur friert man und die Muskeln zittern. Dieser Schüttelfrost hängt oft mit der Erhöhung der Solltemperatur zusammen. Um uns aufzuwärmen beginnen wir zu zittern, die aktuelle Körpertemperatur wird als „zu kalt“ empfunden und es kommt zum Frieren.


Auch vermehrtes Schwitzen zum Ende einer Erkältung ist ein natürlicher Prozess. Die Solltemperatur sinkt wieder, und um die Körpertemperatur zu senken beginnt der Körper mit einer vermehrten Schweißproduktion.


Wie wird Fieber behandelt?

Da Fieber häufig eine natürliche Reaktion des Körpers ist, muss es nicht immer behandelt werden. Meist führt die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung auch zu einem Rückgang des Fiebers. Bei hohem Fieber über 40 °C ist es allerdings sinnvoll, fiebersenkende Medikamente einzusetzen, um den Körper vor Schaden zu bewahren. Medikamente, die Fieber senken, gehören zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese Medikamente werden häufig wegen ihrer schmerzstillenden und entzündungshemmenden Wirkungen eingesetzt. Wichtige Vertreter dieser Gruppe sind Ibuprofen und Paracetamol.


Paracetamol besitzt von allen NSAR die stärkste fiebersenkende (antipyretische) Wirksamkeit und wird deshalb von Ärzten bei hohem Fieber bevorzugt eingesetzt. Es ist wichtig, mit dem Arzt Rücksprache zu halten, bevor man eigenständig ein Fieber mit Medikamenten behandelt.


Fieber ist ein sehr häufiges Phänomen und tritt bei einer Vielzahl von Erkrankungen auf. Häufig ist es Teil des natürlichen Krankheitsprozesses und kein Grund zur Sorge. Es gibt allerdings auch ernsthafte Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen. Deshalb sollte man, wenn Fieber über längere Zeit oder ohne erkennbaren Auslöser auftritt, einen Arzt aufsuchen und mit ihm gemeinsam die Fieberursache erkunden.


Quellen:

Mackowiak, P. A. (1998). Concepts of fever. Archives of Internal Medicine, 158(17), 1870-1881. Link: http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=209609, aufgerufen am 12.03.16


Silbernagl, S. (2012). Taschenatlas Physiologie. Georg Thieme Verlag.


Kozak, W., Kluger, M. J., Tesfaigzi, J., Kozak, A., Mayfield, K. P., Wachulec, M., & Dokladny, K. (2000). Molecular mechanisms of fever and endogenous antipyresis. Annals of the New York Academy of Sciences, 917(1), 121-134. Link: https://nyaspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1749-6632.2000.tb05376.x?deniedAccessCustomisedMessage=&userIsAuthenticated=false (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 12.03.2016


Huppertz, H. I. (2006). Differenzialdiagnose des Fiebers unklarer Ursache. Zeitschrift für Rheumatologie, 65(7), 604-609. Link: http://link.springer.com/article/10.1007/s00393-006-0110-z (Abstract, voller Text nur mit speziellem Zugang abrufbar), aufgerufen am 12.03.2016




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krankheitsbild Fieber. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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