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Kontraindikationen: Wieso gibt es sie, was gilt es zu beachten und welche sind die häufigsten?




Um bei einer Krankheit eine bestimmte Untersuchung oder Behandlung durchzuführen, muss eine Indikation, auch Heilanzeige genannt, vorliegen. Doch auch das Gegenteil kommt vor: darf eine Untersuchung oder Behandlung nicht durchgeführt werden, spricht man von einer Kontraindikation. Wieso gibt es Kontraindikationen, was gilt es zu beachten und welche sind die häufigsten Kontraindikationen?


Was ist eine Kontraindikation?


Kontraindikation bedeutet im Deutschen „Gegenanzeige“. Unter diesem Begriff versteht man eine Bedingung oder einen Umstand, der ein eigentlich zulässiges diagnostisches Verfahren oder eine Therapie verbietet. Es werden zwei Formen der Kontraindikation unterschieden:


  • Absolute Kontraindikation: Eine absolute Kontraindikation bedeutet ein vollständiges Verbot für eine diagnostische oder therapeutische Maßnahme. Sie darf beim Patienten unter keinen Umständen durchgeführt werden. Acetylsalicylsäure (ASS) sollte beispielsweise bei Kindern nicht eingesetzt werden, da eine gefürchtete Komplikation, das sogenannte Reye-Syndrom, auftreten kann.
  • Relative Kontraindikation: Eine relative Kontraindikation bedeutet, dass Faktoren vorliegen, die gegen eine diagnostische oder therapeutische Maßnahme sprechen. Unter bestimmten Umständen, vor allem wenn der voraussichtliche Nutzen der Maßnahme höher ist als der mögliche Schaden, kann sie trotzdem durchgeführt werden. Beispiel für eine relative Kontraindikation ist die Magnetresonanztomografie-Untersuchung (MRT) bei Patienten, die einen Herzschrittmacher besitzen. Obwohl sie eigentlich nicht durchgeführt werden sollte, kann sie in spezialisierten Zentren in manchen Fällen trotzdem stattfinden.

Wieso kommt es zu Kontraindikationen?


Manche Kontraindikationen entstehen, weil technische Verfahren wegen bestimmter Voraussetzungen des Patienten nicht durchgeführt werden können. Bei der Magnetresonanztomografie (MRT) etwa kommt ein starkes Magnetfeld zum Einsatz. Daher kann diese Untersuchung bei Patienten, die magnetische Gegenstände im Körper tragen, zum Beispiel eine Schiene oder ein Implantat, nicht durchgeführt werden.


Andere Kontraindikationen entstehen, weil eine Behandlung oder Therapie aufgrund bestehender Krankheiten eines Patienten nicht durchgeführt werden kann. So sollte Acetylsalicylsäure (ASS, Handelsname Aspirin) aufgrund seiner Nebenwirkungen keinem Patienten gegeben werden, der bereits ein Magengeschwür hatte.


Auch Allergien können dazu führen, dass manche Behandlungen kontraindiziert sind. Penicillin ist ein Antibiotikum, das zur Behandlung vieler Infektionskrankheiten eingesetzt wird. Allerdings entwickeln einige Patienten gegen das Antibiotikum starke und gefährliche allergische Reaktionen. Ist solch eine Reaktion einmal bei einem Patienten aufgetreten, sollte er in der Zukunft kein Penicillin mehr erhalten (Allergien und den kompletten Gesundheitsstatus jederzeit im Blick).


Was sind häufige Kontraindikationen?


Kontraindikationen von Kontrastmitteln

Bei vielen bildgebenden Untersuchungen, wie beispielsweise der Computertomografie (CT), kommen sogenannte Kontrastmittel zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Substanzen, die im gewählten Untersuchungsverfahren besonders gut sichtbar sind und sich deshalb eignen, Strukturen wie Gefäße und Organe besser darzustellen. Allerdings gibt es gegen die Gabe von Kontrastmitteln eine Reihe von Kontraindikationen:

  • Allergien: Liegt eine Allergie gegen ein Kontrastmittel vor, sollte die Gabe des Mittels überdacht werden.
  • Niereninsuffizienz: Da viele Kontrastmittel die Funktion der Nieren beeinflussen können, sollten sie bei einer Niereninsuffizienz nur vorsichtig eingesetzt werden.
  • Behandlung mit Metformin: Bei gleichzeitiger Gabe des Diabetes-Medikaments Metformin und Kontrastmitteln kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Deshalb sollte die Metforminbehandlung mit ausreichend Zeit vor der Kontrastmittelgabe pausiert werden.
  • Erkrankungen der Schilddrüse: Auch Erkrankungen der Schilddrüse können dazu führen, dass einige Kontrastmittel nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden können.

Kontraindikationen der klassischen Massage

Sogar bei klassischen Massagen gibt es Umstände, die dazu führen, dass eine Massage nicht durchgeführt werden sollte. Obwohl der Masseur wissen sollte, bei welchen Erkrankungen er nicht massieren darf, hilft es, auch als Patient über die Kontraindikationen Bescheid zu wissen:

  • Entzündungen: Liegt eine Entzündung vor, sollte im betroffenen Gebiet nicht massiert werden. Das kann unter anderem bei einer frischen Wunde oder bei Gefäßerkrankungen der Fall sein.
  • Schlechter allgemeiner Gesundheitszustand: Schwerwiegende Erkrankungen sind ebenfalls häufige Kontraindikationen für Massagen. Hierzu zählen fortgeschrittene Tumorerkrankungen, schwere Infektionskrankheiten oder Herzerkrankungen wie eine Herzinsuffizienz.
  • Hauterkrankungen: Bei Hauterkrankung sollte im von der Erkrankung betroffenen Gebiet keine Massage durchgeführt werden.
  • Weitere Kontraindikationen: Krampfadern oder Osteoporose führen häufig dazu, dass Massagen nicht durchgeführt werden können. Auch nach Operationen und Traumen sollte für einige Zeit keine Massage erfolgen

Kontraindikationen von Medikamenten, Beispiel Marcumar

Marcumar ist ein Medikament, das zur Gerinnungshemmung (umgangssprachlich: Blutverdünnung) eingesetzt wird. Es wird beispielsweise zur Langzeitbehandlung des Herzinfarktes eingesetzt. Gegen die Anwendung von Marcumar gibt es eine Reihe von Kontraindikationen:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff: Liegt eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Marcumar vor, darf es nicht verschrieben werden.
  • Erkrankungen mit hohem Blutungsrisiko: Bei Erkrankungen, bei denen das Risiko einer Blutung erhöht ist, sollte Marcumar nur unter strenger Aufsicht oder gar nicht eingesetzt werden. Beispiele für solche Erkrankungen sind schwere Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz oder eine Verringerung der Blutplättchen (Thrombozytopenie).
  • Erkrankungen, die mit der Schädigung von Gefäßen einhergehen: Auch hier sollte wegen des erhöhten Blutungsrisikos kein Marcumar eingesetzt werden. Beispiele sind Geschwüre im Magen-Darm-Trakt und bestimmte Entzündungen des Herzens (Perikarditis, Endokarditis).

Kontraindikationen der manuellen Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage ist ein Behandlungsverfahren, das der Entstauung des Gewebes dient. Die Lymphgefäße werden durch bestimmte Handgriffe stimuliert und der Abfluss der Lymphflüssigkeit angeregt. Es gibt Situationen, in denen eine manuelle Lymphdrainage kontraindiziert ist:

  • Schwere Herzinsuffizienz: Eine schwere Herzinsuffizienz, auch als dekompensierte Herzinsuffizienz bezeichnet, bedeutet eine außerordentliche Belastung für das Herzkreislaufsystem des Betroffenen. Deshalb ist die Anregung des Lymphabflusses durch manuelle Lymphdrainage in solchen Fällen kontraindiziert
  • Akute Entzündungen im betroffenen Bereich: Akute Entzündungen, wie beispielsweise die Phlegmone, eine Entzündung der Weichteile, stellen eine Kontraindikation für manuelle Lymphdrainagen dar.
  • Phlebothrombose: Eine Thrombose, also ein Verschluss, der tiefen Beinvenen wird als Phlebothrombose bezeichnet. Da sich durch die manuelle Behandlung der Beine kleine Thromben lösen und im Körper Gefäßverschlüsse auslösen können, sollte bei diesen Patienten keine manuelle Lymphdrainage im Bereich der Beine durchgeführt werden.

Bedeutet eine Kontraindikation immer, dass die Therapie nicht durchgeführt werden kann?

Liegt eine relative Kontraindikation vor, kann die Untersuchung oder Behandlung dennoch durchgeführt werden. In solchen Fällen sollte der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die möglichen Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen und eine Entscheidung treffen.


Absolute Kontraindikationen führen dazu, dass eine Untersuchung oder Therapie unter keinen Umständen durchgeführt werden kann. Allerdings gibt es in solchen Fällen häufig alternative Methoden, die eingesetzt werden können. So können Untersuchungen und Behandlungen auch bei Patienten durchgeführt werden, bei denen Kontraindikationen gegen die üblicherweise eingesetzten Methoden vorliegen.


Kontraindikationen sind ein wichtiges Mittel, um Untersuchungs- und Behandlungsrisiken für Patienten möglichst gering zu halten. Sie helfen Ärzten und Patienten, in jedem Fall die beste Option für den Patienten zu finden. Auch wenn gegen eine notwendige Behandlung eine Kontraindikation vorliegt, gibt es häufig alternative Möglichkeiten, eine gleichwertige Behandlung durchzuführen.





Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Kontraindikation. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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