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Frauen sind häufiger als Männer vom Karpaltunnelsyndrom betroffen




Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es durch eine Einklemmung des Medianusnervs am Handgelenk zu Schmerzen, Taubheit und Kribbelgefühlen in den ersten drei Fingern der Hand. Mögliche Ursache der Einklemmung ist die Entzündung und Schwellung benachbarter Sehnen im Karpaltunnel. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Die Behandlung reicht von konservativen Methoden wie einer Bandage bis hin zu einer Operation, bei der das einengende Band durchtrennt wird. Der folgende Text erklärt, wie sich das Karpaltunnelsyndrom äußern kann und wie es diagnostiziert wird.


Was ist der Karpaltunnel?


Mit dem Karpaltunnel wird eine anatomische Struktur am Handgelenk auf der Seite der Handinnenfläche bezeichnet. Der Boden des Karpaltunnels wird durch die beiden Knochen Elle und Speiche gebildet. Über dem Tunnel ist ein Band gespannt, das sogenannte Retinaculum flexorum. Es sorgt dafür, dass alle darunter liegenden Muskeln, die für die Fingerbewegungen zuständig sind, an Ort und Stelle gehalten werden. Im Karpaltunnel verlaufen mehrere Sehnen der Fingermuskeln und der Medianusnerv. Dieser Nerv sorgt für die Sensibilität im Daumen, im Zeigefinger, Mittelfinger und an einer Seite des Ringfingers. Außerdem steuert der Nerv die Daumenballenmuskulatur. Er ist also vor allem für Greifbewegungen wichtig.


Wie entsteht das Karpaltunnelsyndrom?


Von einem Karpaltunnelsyndrom spricht man dann, wenn der Medianusnerv im Karpaltunnel eingeklemmt wird. Dies geschieht meistens nicht plötzlich, sondern ist ein langsam fortschreitender Prozess. In den meisten Fällen führen geschwollene Sehnen der Fingermuskeln zu einer Einengung des Kanals. Diese Schwellung kann entweder durch eine Entzündung, oder durch andere Gewebsveränderungen entstehen. Es bestehen Theorien, dass insbesondere monotone Bewegungen mit der Hand oder bestimmte Stellungen, wie z.B. die Benutzung einer Computermaus, zu einem Karpaltunnelsyndrom führen können. Diese Theorien ließen sich bisher jedoch nicht endgültig bestätigen. Risikofaktoren, ein Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln, umfassen unter anderem Übergewicht, Diabetes mellitus, Schwangerschaft und Rheumatoide Arthritis.


Da der Nerv durch die Einklemmung gereizt ist, kommt es in dem Gebiet, welches er sensibel versorgt, zu Schmerzen und Missempfindungen. Besteht die Einklemmung länger, funktioniert der Nerv nicht mehr richtig und kann die Daumenballenmuskeln nicht mehr ansteuern. Als Folge kann diese Muskulatur verkümmern.


Wie äußert sich ein Karpaltunnelsyndrom?


Anfangs tritt der Schmerz in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger meistens nachts auf, was sich auf eine unnatürliche oder starre Lage des Handgelenks während des Schlafens zurückführen lässt. Später treten die Schmerzen sowie Kribbelempfindungen auch tagsüber auf. Zudem kann sich ein Taubheitsgefühl einstellen. Selten gehen die Schmerzen und Missempfindungen auch auf die ganze Hand und den Unterarm über. Die Symptome bessern sich meist vorübergehend, wenn die Handposition verändert wird oder die Handgelenke unter warmes Wasser gehalten werden. Meist sind beide Hände betroffen, wobei jedoch eine Hand stärkere Symptome als die andere zeigen kann. Die Symptome können sich bei Tätigkeiten wie dem Autofahren, Zeitunglesen oder Halten eines Telefons verschlechtern.


Besteht das Karpaltunnelsyndrom schon länger, kann es zu einer Schwäche in der Daumenballenmuskulatur kommen. Es kann dann schwerer fallen, Dinge mit der vollen Hand zu greifen, oder mit dem Daumen den kleinen Finger zu berühren. Mit der Zeit wird der Muskelwulst am Daumen auch kleiner; es kann dann eine Delle gespürt werden.


Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?


Häufig geben die typischen Symptome (Schmerzlokalisation in den ersten drei Fingern, besonders nachts, Muskelschwäche im Daumen) schon einen starken Hinweis auf das Karpaltunnelsyndrom. In der körperlichen Untersuchung werden die verschiedenen Muskel der Hand und ihre sensible Versorgung getestet. Außerdem wird untersucht, ob die Beschwerden bei verschiedenen Handpositionen zunehmen.


Um sicher zu gehen, kann zusätzlich die Nervenleitgeschwindigkeit des Medianusnervs gemessen werden. Oft wird außerdem getestet, ob die Muskeln die Nervenreize richtig empfangen und verarbeiten – das ist insbesondere dann wichtig, wenn andere Gründe für die Symptome ausgeschlossen werden sollen. Mittels einer Röntgenuntersuchung kann geschaut werden, ob es knöcherne Strukturen gibt, die auf den Nerv drücken. Gelegentlich wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Handgelenks durchgeführt, um alle Sehnen, Nerven und Gefäße gut erkennen und gegebenenfalls auch Raumforderungen entdecken zu können.


Wie wird das Karpaltunnelsyndrom behandelt?

Das Karpaltunnelsyndrom kann sowohl konservativ als auch operativ behandelt werden. Eine Bandage kann für eine neutralere Handhaltung verwendet werden, die insbesondere nachts eine zu starke Beugung oder Streckung des Handgelenks verhindert. Um die Entzündung oder Schwellung im Handgelenk abklingen zu lassen, werden teilweise kortisonähnliche Steroide in das Handgelenk injiziert. Dies sollte jedoch maximal einmal in sechs Monaten erfolgen. Werden Injektionen abgelehnt, können die Steroide auch als Tabletten eingenommen werden. Diese Behandlung ist jedoch weniger effektiv und sollte die Dauer einiger Wochen nicht überschreiten. Gegebenenfalls kann außerdem eine Physiotherapie helfen.


Liegen bereits Zeichen einer dauerhaften Nervenschädigung vor, wird zu einer Operation geraten. Diese Behandlung zeigt, insbesondere im Vergleich zur konservativen Therapie, sehr gute Erfolge. Bei einer Operation wird das Retinaculum-Band gespalten, so dass der Medianusnerv wieder mehr Platz hat und nicht mehr eingeengt wird. Diese Operation wird meistens von Handchirurgen durchgeführt und kann in den meisten Fällen mit einer lokalen Betäubung erfolgen. Häufig wird diese Operation ambulant durchgeführt und erfordert keinen Krankenhausaufenthalt. Die Finger und das Handgelenk sollten nach der Operation, wenn nicht anders verordnet, aktiv bewegt werden.


Wie kann man ein Karpaltunnelsyndrom vermeiden?

Bei den meisten Betroffenen besteht eine anatomische Veranlagung, schneller ein Karpaltunnelsyndrom zu erleiden. Obwohl nicht endgültig als Ursache nachgewiesen, sollten gleichförmige, wiederholende Bewegungen oder starre Handhaltungen vermieden oder zumindest gelegentlich gewechselt werden. Dies kann bedeuten, dass die Computermaus sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand bedient werden kann, oder dass regelmäßig ein „Ausschütteln“ der Hände erfolgt.


Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie: Diagnostik und Behandlung des Karpaltunnelsyndroms. 2012. Online unter http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/005-003l_S3_Karpaltunnelsyndrom_Diagnostik_Therapie_2012-06.pdf, aufgerufen am 17.02.2016


J. D. Bland. Carpal tunnel syndrome. Curr Opin Neurol 2005; 18: S. 581. Online unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16155444, aufgerufen am 17.02.2016


R. Gelfman, L. J. Melton 3rd, B. P. Yawn et al. Long­term trends in carpal tunnel syndrome. Neurology 2009;72: S. 33. Online unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2633642/ aufgerufen am 17.02.2016




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Karpaltunnelsyndrom. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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