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Projektverbund Priscus gibt Liste potentiell inadäquater Medikamente für ältere Menschen heraus




Priscus (aus dem lateinischen: „altehrwürdig“) ist der Name eines Projektverbundes, der sich mit der Erforschung medizinischer Leistungen für ältere Patienten beschäftigt. Das erklärte Ziel von Priscus ist es, „Altern in Würde“ zu ermöglichen. Deshalb gibt der Projektverband als eine seiner Leistungen eine Liste heraus, in der er potentiell schädliche Medikamente im Alter aufführt: die sogenannte Priscus Liste. Was es über die Priscus Liste zu wissen gibt, welche Medikamente sie umfasst und was es zu beachten gilt.


Was ist die Priscus Liste?


Die volle Bezeichnung der Priscus Liste lautet: „Priscus Liste potentiell inadäquater Medikation für ältere Menschen“. Gemeint ist damit eine Liste, auf der alle Medikamente erfasst sind, die bei älteren Patienten nicht oder nur mit Vorsicht eingesetzt werden dürfen. Auf der Liste werden insgesamt 83 Medikamente mit Vertretern verschiedener Wirkstoffgruppen aufgeführt. Folgende Wirkstoffgruppen werden in der Priscus Liste aufgeführt:


  • Schmerzmedikamente (Analgetika), Beispiel: Indometacin
  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), Beispiel: Chinidin
  • Antibiotika, Beispiel Nitrofurantoin
  • Medikamente, die das vegetative Nervensystem beeinflussen (Anticholinergika), Beispiel: Hydroxyzin
  • Gerinnungshemmer (Antikoagulantien), Beispiel: Ticlopidin
  • Antidepressiva, Beispiel: Amitriptylin
  • Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika), Beispiel: Dimenhydrinat
  • Medikamente gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva), Beispiel: Clonidin
  • Neuroleptika, Beispiel: Thioridazin
  • Migränemedikamente, Beispiel: Ergotamin
  • Laxantien, Beispiel: Dickflüssiges Paraffin
  • Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien), Beispiel: Baclofen
  • Sedativa, Beispiel: Diazepam
  • Durchblutungsfördernde Mittel (Vasodilatatoren), Beispiel: Piracetam
  • Medikamente gegen Epilepsie (Antiepileptika), Beispiel: Phenobarbital

Die Liste soll helfen, Gesundheitsrisiken zu vermeiden, die entstehen können, wenn älteren Patienten Medikamente verschrieben werden, die für sie eigentlich nicht geeignet sind. Als Vorbild gilt die US-Amerikanische „Beers Liste“, deren erste Version bereits 1991 veröffentlicht wurde.


Wieso gibt es die Priscus Liste?


Medikamente gehen mit dem Körper vielfältige Wechselwirkungen ein. Diese werden durch den Körperbau des Patienten, das Geschlecht und nicht zuletzt dessen Alter beeinflusst. Die Liste ist eine Art Hilfestellung für Ärzte, Apotheker und Patienten, denn die Wirkungen, die Medikamente im Alter entfalten, sind nicht immer bekannt. Neben den potentiell ungeeigneten Medikamenten werden in der Liste auch mögliche Alternativen aufgeführt, die mit weniger Risiken und Nebenwirkungen verbunden sind. Neben der Art des Medikamentes muss im Alter auch dessen Dosierung angepasst werden. Denn Leber und Nieren, die für die Verarbeitung und Ausscheidung vieler Medikamente von großer Bedeutung sind, verlieren im Alter einen Teil ihrer Funktionalität.


Wer erstellt die Priscus Liste?


Der Projektverbund Priscus forscht zu einer der großen Herausforderungen des Alterns, der sogenannten „Multimorbidität“. Unter diesem Begriff versteht man das Zusammentreffen verschiedener Erkrankungen, die miteinander Wechselwirkungen eingehen und sich gegenseitig beeinflussen. Heutzutage werden noch zu häufig einzelne Erkrankungen unabhängig voneinander betrachtet. Bei älteren Patienten, die unter mehreren chronischen Erkrankungen leiden, ist es allerdings von großer Wichtigkeit, alle Krankheiten gemeinsam – als einen Krankheitskomplex – zu betrachten.


Der Projektverbund setzt sich aus Lehrstühlen verschiedener Universitäten und Abteilungen verschiedener Universitätskliniken zusammen. Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und 27 Ärzte und Apotheken haben mit ihrem Fachwissen zur Erstellung der Priscus Liste beigetragen.


Wie wurde die Priscus Liste erstellt?


Die aktuellste Version der Priscus Liste ist von 2011. Für die Erstellung der Liste haben die Wissenschaftler medizinische Fachliteratur durchforstet und sich an der amerikanischen „Beers Liste“ orientiert. Eine vorläufige Liste wurde in zwei Runden zur Expertenbefragung ausgegeben, mit der Bitte, sie auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu überprüfen. Die Ergebnisse wurden auch im Deutschen Ärzteblatt, der führenden deutschen Fachzeitschrift in der Allgemeinmedizin, veröffentlicht. Unterstützt wurde die Erstellung der Liste durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.


Wie ist die Priscus Liste aufgebaut?

In der Liste wird zuerst das entsprechende Medikament aufgeführt, daneben die Einschätzung der Expertenbefragung. Es folgt eine Begründung für die Aufführung des Medikaments. Hier wird erklärt, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass das Medikament in die Priscus Liste aufgenommen wurde. Für das Schmerzmedikament Indometacin erfolgt beispielsweise die Erläuterung, dass das Medikament aufgrund des erhöhten Risikos für Blutungen im Magen-Darm-Trakt bei älteren Menschen nicht angewendet werden sollte.


In der nächsten Spalte werden Alternativen für die Therapie aufgeführt. Je nachdem, wie viele alternative Medikamente eingesetzt werden können, erfolgt hier eine Auflistung derjenigen Medikamente, die im Alter ohne Risiko eingesetzt werden können. Für Indometacin wird beispielsweise das Paracetamol, ein gängiges Schmerzmedikament aus der Gruppe der sogenannten „nicht-steroidalen Antirheumatika“ (NSAR), vorgeschlagen.


Gibt es keine geeigneten Alternativen für ein Medikament, finden sich in der nächsten Spalte der Priscus Liste sogenannte „Maßnahmen, falls das Arzneimittel trotzdem verwendet werden soll“. Hier werden Bedingungen aufgeführt, unter denen das betreffende Medikament dennoch eingesetzt werden kann. Dabei kann es sich beispielsweise um die zusätzliche Gabe anderer Medikamente oder um notwendige Anpassungen der Dosis des Medikamentes handeln.


In der letzten Spalte der Priscus Liste werden „Begleiterkrankungen“ aufgeführt, bei denen das Medikament unbedingt vermieden werden sollte. Für das Beispiel Indometacin sind hier u.a. Magen-Darm Geschwüre, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen und einige weitere Erkrankungen aufgeführt.


Wo ist die Priscus Liste zu finden?

Die aktuellste Version der Priscus Liste ist auf der Internetseite des Projektverbundes Priscus unter www.priscus.net zu finden. Unter der Kategorie Priscus_Liste steht dort die vollständige Liste zum kostenlosen Download zur Verfügung. Die oben beschriebenen Informationen zum Aufbau der Liste können beim Verständnis der Ausführungen zur Hilfe genommen werden.


Die Priscus Liste ist eine Hilfestellung für Ärzte, Apotheker und Patienten. Sie soll dazu beitragen, die medizinische Versorgung älterer Patienten zu verbessern. In der Liste sind Medikamente aufgeführt, die im Alter zu besonderen Nebenwirkungen führen oder zur Therapie alter Menschen ungeeignet sind. Eine aufmerksame Lektüre der Liste kann helfen, alte Patienten besser zu versorgen und die medikamentöse Therapie dieser Patienten sicherer zu gestalten. Die Projektgemeinschaft Priscus hat sich das „Altern in Würde“ zum Ziel gesetzt und erarbeitet neben der Priscus Liste auch andere Projekte, die zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Alter beitragen sollen.





Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Priscus-Liste. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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