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Sehschärfe regelmäßig testen lassen: Mit Sehtest Weitsichtigkeit oder Kurzsichtigkeit erkennen




Über 40 Millionen Deutsche sind Brillenträger. Das ermittelte das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen (KGS). Mehr als 80 Prozent aller Erwachsenen haben schon einmal einen Sehtest beim Optiker oder beim Augenarzt durchführen lassen. Und das ist auch gut so. Fehlsichtigkeiten wie Weitsichtigkeit oder Kurzsichtigkeit sind weit verbreitet und lassen sich mit einer Sehhilfe problemlos korrigieren. Andere Sehschwächen wiederum sind schwieriger zu behandeln. Je nachdem, ob ein Sehtest mit der Absicht, eine Brille anfertigen zu lassen, durchgeführt werden soll oder ob es dabei um die Diagnostik von Erkrankungen geht, sollte ein Optiker oder ein Augenarzt konsultiert werden. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder sollte ihre Sehschärfe regelmäßig testen lassen (Testergebnisse digital speichern).


Wann sollte ein Sehtest durchgeführt werden?


Es gibt viele, verschiedene Anlässe, einen Sehtest durchführen zu lassen. Junge Erwachsene machen diese Erfahrung mitunter das erste Mal anlässlich des Erwerbs ihres Führerscheins. Der Optiker oder Augenarzt entscheidet bei dieser Gelegenheit, ob der Führerscheinanwärter beim Fahren auf eine Sehhilfe angewiesen und dementsprechend verpflichtet ist, diese zu tragen. Auch für einige Berufsgruppen (zum Beispiel für Polizisten) ist der Sehtest vor der Einstellung verpflichtend. Der wohl häufigste Grund für einen Sehtest ist eine Verschlechterung der Sehschärfe, die im Alltag unangenehm auffällt. Wer glaubt, eine Brille oder Kontaktlinsen zu benötigen, nimmt meist das Serviceangebot des nächstgelegenen Optikers in Anspruch.


Kinder sollten zwischen dem 30. und dem 42 Lebensmonat das erste Mal einem Augenarzt vorgestellt werden. Viele Schüler und Vorschüler leiden unbemerkt an Sehschwächen wie Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Schwachsichtigkeit oder latentem Schielen. Spätestens wenn Probleme beim Lesen und Schreiben auftreten, sollten Eltern die Warnsignale erkennen und einen Termin vereinbaren. Schwachsichtigkeit beispielsweise lässt sich nach dem 12. Lebensjahr kaum noch korrigieren, sodass verspätetes Handeln im schlimmsten Fall zu einer lebenslangen Sehschwäche führen kann.


Ein Sehtest beim Augenarzt sollte immer dann durchgeführt werden, wenn folgende Warnsignale auftreten: plötzliche Verschlechterung der Sehschärfe, Doppeltsehen, Lichtblitze, Augenschmerzen, farbige Ringe um Lichtquellen, schwarze Flocken im Sichtfeld, die von oben nach unten rieseln. Kurzsichtigen Patienten ab 40 Jahren wird empfohlen, sich wenigstens alle zwei Jahre zur Früherkennung von Glaukomen bei einem Augenarzt vorzustellen.


Welche Fehlsichtigkeiten gibt es?


Es gibt viele verschiedene Fehlsichtigkeiten, die nicht alle mit einem Standard-Sehtest beim Optiker diagnostiziert werden können. Besonders verbreitet sind Kursichtigkeit (Myopie) und Weitsichtigkeit (Hyperopie). Im Auge befindet sich eine Linse, die für die Sehschärfe verantwortlich ist. Wie jede Linse hat auch diese einen Brennpunkt. Menschen, deren Brennpunkt direkt auf der Netzhaut liegt, sind rechtsichtig, das heißt sie leiden nicht unter einer Fehlsichtigkeit. Liegt der Brennpunkt dagegen vor der Netzhaut, leidet der Betreffende unter Kurzsichtigkeit. Zu Weitsichtigkeit kommt es durch einen hinter die Netzhaut verschobenen Brennpunkt. Von Presbyopie oder Altersweitsichtigkeit dagegen spricht man, wenn die Nahanpassungsfähigkeit (Akkomodation) des Auges altersbedingt so weit nachgelassen hat, dass ein scharfes Sehen in der Nähe nicht mehr möglich ist. Außer den genannten können folgende Fehlsichtigkeiten auftreten:


  • Heterophorie: latentes, unerkanntes Schielen, tritt häufig erst dann auf, wenn das beidäugige Sehen etwa durch Abdeckung eines Auges unterbrochen wird, kann bei 70 bis 80 Prozent aller Menschen diagnostiziert werden
  • Strabismus: Schielen, bedingt durch eine Augenmuskelgleichgewichtsstörung, beim Fixieren eines Gegenstandes weichen die Blickrichtungen beider Augen voneinander ab, etwa 6 Prozent aller Mitteleuropäer sind betroffen
  • Amblyopie: Schwachsichtigkeit eines oder beider Augen, die auf einer mangelnden Entwicklung der Sehfähigkeit in der frühen Kindheit beruht, beeinträchtigt das dreidimensionale Sehen, kann bis zum 12. Lebensjahr korrigiert werden, tritt bei etwa 5 bis 6 Prozent der Bevölkerung auf
  • Asthenopie: Symptomkomplex, der bei etwa 10 Prozent aller jungen Menschen auftritt, Verschwommensehen, Doppelbilder, Schwindel, Augenrötung, Kopfschmerzen, leichte Ermüdbarkeit, kann durch nicht korrigierte Fehlsichtigkeit ausgelöst werden
  • Hemeralopie: Nachtblindheit, Verminderung der Sehfähigkeit bei Dämmerlicht, kann angeboren oder erworben sein
  • Farbenfehlsichtigkeit: angeborene oder erworbene Abweichung von der normalen Farbwahrnehmung, zum Beispiel Rot-Grün-Schwäche oder vollständige Farbenblindheit

Können alle Fehlsichtigkeiten mit einer Brille korrigiert werden?


Nein, mit einer Brille oder Kontaktlinsen lassen sich vor allem Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Altersweitsichtigkeit korrigieren. Strabismus lässt sich mitunter gut mithilfe einer Prismenbrille behandeln, die die Blickachse des Auges lenkt. Je nachdem, welche Ursache den jeweils anderen oben aufgeführten Fehlsichtigkeiten zugrunde liegt – in einigen Fällen können schwerwiegende Grunderkrankungen zu den genannten Sehschwächen führen – entscheidet der behandelnde Augenarzt, welche Therapie sich am besten eignet.


Welche Möglichkeiten gibt es, einen Sehtest durchführen zu lassen?


Ein Sehtest beim Optiker dient der Ermittlung der Sehschwäche (Visus) und der Prüfung des Brechwerts (Refraktion) beider Augen, um die optimale Korrektur einer Fehlsichtigkeit zu ermöglichen. Ein Optiker ist kein Arzt. Er kann keine Erkrankungen diagnostizieren und behandeln. Seine Profession ist das Verkaufen von Brillen und Kontaktlinsen. Ein Augenarzt sollte deshalb immer dann aufgesucht werden, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung besteht. Es gibt außerdem die Möglichkeit, auf diversen Plattformen Sehtests durchzuführen, die entweder direkt online am Endgerät absolviert oder ausgedruckt werden können. Solche Sehtests können einen Sehtest beim Optiker oder beim Augenarzt keinesfalls ersetzen. Sie dienen lediglich dazu, grundsätzlich einzuschätzen, ob der Verdacht auf eine Fehlsichtigkeit begründet ist.


Was kostet ein Sehtest?


Einfache Sehtests beim Optiker zur groben Bestimmung der Sehschärfe sind meist kostenlos. Für Tests, bei denen ein sogenannter Phoropter, ein Gerät zum Ausprobieren verschiedener Brillengläser, zum Einsatz kommt, verlangen einige Optiker 10 bis 20 Euro. Falls der Kunde daraufhin allerdings eine Brille kauft, können die entstandenen Kosten häufig dafür angerechnet werden. Manche Anbieter dagegen, Fielmann oder Apollo zum Beispiel, bieten auch das erweiterte Testverfahren kostenlos an.


Der Sehtest zum Erwerb des Führerscheins kostet laut der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (GebOSt) 5,40 Euro netto. Darauf kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer, sodass am Ende eine Summe von 6,43 Euro anfällt. Diese Summe darf weder vom Optiker noch vom Augenarzt aufgerundet werden.


Die Krankenkasse zahlt für Sehtests beim Augenarzt, sofern eine medizinische Indikation vorliegt, beispielsweise bei Verschlechterung der Sehschärfe oder wenn der begründete Verdacht auf eine Erkrankung des Auges besteht. Will der Patient die im Rahmen der Refraktionsbestimmung ermittelten Werte allerdings ausgehändigt bekommen, können Kopierkosten von bis zu 0,50 Euro anfallen. Sehtests zu privaten Zwecken, zum Beispiel zur Vorlage beim Arbeitgeber, muss der Patient grundsätzlich selbst bezahlen.


Wie läuft ein Sehtest ab?

Ein einfacher Sehtest wird beim Augenarzt mithilfe einer sogenannten Sehprobentafel durchgeführt. Darauf sind Sehzeichen – Buchstaben, Zahlen oder Bilder für die kleineren Patienten – abgebildet, die jeweils einäugig und beidäugig erkannt werden müssen. Der Arzt ermittelt dann das kleinste erkannte Sehzeichen, um die Sehschärfe des Patienten zu bestimmen. Je nach Indikation kann so ein Test mit oder ohne Sehhilfe durchgeführt werden.


Viele Optiker bieten zur Refraktionsbestimmung einen zweistufigen Test an. Zunächst wird die objektive Sehschärfe mithilfe eines Autorefraktometers gemessen. Der Patient wird angehalten, das Kinn auf eine Stütze zu legen und ein Bild in einem Gerät zu betrachten. Das Gerät bestimmt währenddessen die Brennpunkte beider Augen. Zur subjektiven Augenglasbestimmung wird im zweiten Schritt ein Phoropter benötigt. Dieser wie eine Riesenbrille wirkende Apparat, dient dazu, verschiedene Brillengläser auszuprobieren. Der Optiker stellt dem Patienten währenddessen Fragen zu seiner visuellen Wahrnehmung. Auch hier kommt eine Sehprobentafel zum Einsatz. Viele Augenärzte arbeiten inzwischen ebenfalls mit Autorefraktometer und Phoropter.


Ein Augenarzt kann mittels verschiedener diagnostischer Verfahren außerdem das räumliche Sehvermögen, das periphere Sehen, die Farbwahrnehmung, die Augenbeweglichkeit und das Dämmerungssehen testen. Auch solche Untersuchungen können zu einem Sehtest gehören.


Quellen

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: „Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (GebOSt)“: http://www.gesetze-im-internet.de/stgebo_2011/BJNR009800011.html (aufgerufen am 22.03.2017)


Kuratorium Gutes Sehen e.V., „Sehschwäche bei Kindern“: https://www.sehen.de/sehen/kind-und-sehen/ (aufgerufen am 22.03.2017)


Walter, P., Plange, N. (2017): Basiswissen Augenheilkunde. Springer, S. 3ff, 23ff, 69ff.


Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen, „Brillenstudie 2014“: http://www.zva.de/brillenstudie (aufgerufen am 22.03.2017)




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Sehtest. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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