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Lange Zeit als „weiße Pest“ und „weißer Tod“ bezeichnet - die Tuberkulose




Weltweit erkranken etwa acht Millionen Menschen pro Jahr an Tuberkulose, zwei Millionen Menschen versterben jedes Jahr an dieser Erkrankung. In Deutschland ist die Tuberkulose dank umfassender medizinischer Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten zu einer seltenen Erkrankung geworden. Trotzdem erkranken in Deutschland jedes Jahr Menschen an dieser schweren Infektionserkrankung, die lange Zeit als „weiße Pest“ und „weißer Tod“ bezeichnet wurde.


Was ist Tuberkulose?


Bei der Tuberkulose handelt es sich um eine chronische Infektionskrankheit. Sie kann eines oder mehrere Organe betreffen und wird durch sogenannte Mykobakterien ausgelöst. Am häufigsten ist die Lunge von einer Tuberkulose-Infektion betroffen (Lungentuberkulose).


In Deutschland wird die Krankheit vorwiegend durch das Mycobacterium tuberculosis (M. tuberculosis) übertragen, das per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Eine Übertragung über Hautkontakt ist extrem selten. Auch eine Übertragung über den Magen-Darm-Trakt, meist durch kontaminierte Milchprodukte, tritt in Europa heutzutage nicht mehr auf.


Tröpfcheninfektion mit Tuberkulosebakterien

Abb.1: Tröpfcheninfektion mit Tuberkulosebakterien


Wie entsteht die Tuberkulose?


Nicht bei allen Patienten, die mit M. tuberculosis oder einen anderen Tuberkulose-Erreger infiziert sind, kommt es zu einer Tuberkulose-Erkrankung. Häufig sind zusätzliche Faktoren wie ein geschwächtes Immunsystem oder eine genetisch bedingte Anfälligkeit notwendig, damit es zum Ausbruch der Erkrankung kommt.


In der Lunge angekommen, vermehren sich die Tuberkulosebakterien. Der Verlauf der Lungentuberkulose wird in drei Stadien unterteilt:


  • Primärinfektion
  • Primäre Tuberkulose
  • Postprimäre Tuberkulose

1) Primärinfektion

Die Tuberkulosebakterien breiten sich in der Lunge aus und werden durch Immunzellen in den Lungenbläschen (Alveolen), sogenannte Alveolarmakrophagen, aufgenommen. Die Aktivität der Immunzellen löst innerhalb von ein bis zwei Wochen eine Immunreaktion aus. Da die Bakterien von den Makrophagen nicht vollständig verdaut werden können, bilden sich um die Bakteriennester Ansammlungen verschiedener Zellen, die eine Art Mauer um den Erregerherd errichten. Diese Zellmauer wird als epitheloidzelliges Granulom bezeichnet. Die Höhlen, die sich dadurch bilden (Kavernen), können nach und nach immer mehr gesundes Lungengewebe verdrängen und zu einer eingeschränkten Lungenfunktion führen.


In manchen Fällen greift die Infektion in dieser Phase schon auf Lymphknoten über, man spricht von einem Primärkomplex.


Bei den meisten Erwachsenen kommt es nach einer Primärinfektion nicht zu einer ausgeprägten Tuberkulosekrankheit.


2) Primäre Tuberkulose

Die Infektion breitet sich über die gesamte Lunge aus, eine tuberkulöse Lungenentzündung (Pneumonie) entsteht. Streuen die Erreger weiter über die Lymphknoten, kann es zu einer Lymphknotentuberkulose kommen. Gelangen Tuberkuloseerreger ins Blut und verteilen sich im Körper, können verschiedene Organe ebenfalls von der Tuberkulose betroffen sein.


3) Postprimäre Tuberkulose

Bei einer Störung des Immunsystems kann es zum Wiederausbrechen einer abgeheilten Primärinfektion kommen (Reaktivierung). Diese Infektion verhält sich dann ähnlich wie eine primäre Tuberkulose.


Nach einer ausgeheilten Erstinfektion besteht eine Immunität gegen den auslösenden Tuberkulosestamm. Nur bei geschwächtem Immunsystem oder nach Infektion mit einem weiteren Mykobakterium (Superinfektion) kommt es zum erneuten Ausbruch einer Tuberkulosekrankheit.


Was sind die Symptome der Tuberkulose?


Eine Primärinfektion mit Tuberkulosebakterien verläuft meist ohne Symptome (asymptomatisch). Gegebenenfalls kommt es zu den Beschwerden eines Atemwegsinfekts mit leichtem Fieber und trockenem Husten.


Eine primäre Tuberkulöse geht meist mit den Symptomen einer Lungenentzündung einher. Es kommt zu Fieber, Husten und Auswurf, unter Umständen auch zu Atemnot und Brustschmerzen. Die Symptome bessern sich meist nicht, wenn die Erkrankung wie eine klassische Lungenentzündung behandelt wird.


Die Symptome einer postprimären Tuberkulose entwickeln sich langsam über einen längeren Zeitraum. Zu einem allgemeinen Schwäche- und Krankheitsgefühl kommen Lungensymptome wie Husten, Atemnot und Auswurf. Zusätzlich treten Schwellungen der Lymphknoten auf und atemabhängige Schmerzen in der Brust auf. Je nach dem, welche Organe von der Tuberkulose betroffen sind, kann es zu einer Vielzahl unterschiedlicher Symptome kommen:


  • Rückenschmerzen bei Skelettbefall
  • Nierenschmerzen und Schmerzen beim Wasserlassen bei Nierenbefall
  • Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit bei Befall der Hirnhäute
  • Miliartuberkulose: Befall vieler Organe gleichzeitig, lebensbedrohliche Erkrankung mit hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl

Wie stellt der Arzt die Diagnose Tuberkulose?


Die Schilderung der Beschwerden gibt einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Tuberkuloseerkrankung. Sobald der Verdacht auf eine Tuberkulose vorliegt, wird der Arzt eine Tuberkulin-Testung durchführen. Bei diesem Test wird ein Tuberkulin-Extrakt in die Haut appliziert, das eine Reaktion von Immunzellen auf Bestandteile der Tuberkulosebakterien provozieren soll. Beim Tuberkulin handelt es sich um Teile des Tuberkulosebakteriums, die unschädlich gemacht wurden und keine Krankheit hervorrufen können. Reagiert der Körper auf das Tuberkulin, gibt das einen Hinweis auf das Vorliegen einer Tuberkuloseerkrankung. Denn nur Immunzellen, die bereits in Kontakt mit Tuberkulosebakterien standen, zeigen eine starke Reaktion auf das Tuberkulin. Während ein positiver Test zwar einen Hinweis auf eine vorliegende Tuberkulose gibt, sie allerdings nicht beweist, spricht ein negativer Tuberkulintest dafür, dass keine Tuberkuloseerkrankung besteht.


Außerdem wird der Arzt eine Röntgenuntersuchung des Oberkörpers (Röntgen-Thorax) anordnen. In dieser Aufnahme kann die Lungenbeteiligung bei einer Tuberkulose dargestellt werden. Kavernen und Granulome werden ebenfalls in einer Röntgen-Thorax-Aufnahme sichtbar. In unklaren Fällen kann eine Computertomographie (CT) des Oberkörpers durchgeführt werden.


Um den Verdacht auf eine Tuberkuloseerkrankung zu sichern, muss der Arzt Tuberkulosebaktieren in Speichel, Bronchialsekret, Urin oder Lymphknotenschnitten (Biopsien) nachweisen. Erst, wenn das gelingt, kann die Diagnose Tuberkulose gestellt werden.


Wie wird eine Tuberkulose behandelt?


Eine aktive Tuberkulose muss unbedingt behandelt werden, um die Gefahr für den Patienten und seine Mitmenschen zu minimieren. Man teilt die Behandlung der Tuberkulose in zwei Phasen auf:


  • Inititaltherapie
  • Erhaltungstherapie

1) Initialtherapie

Für mindestens zwei Monate behandelt man die Tuberkulose mit einer Kombination aus drei Medikamenten: Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid. Bei schwerem Krankheitsverlauf ergänzen Ethambutol oder Streptomycin die Therapie. Spricht der Patient auf die Therapie an, so ist die Tuberkulose nach etwa drei bis vier Wochen nicht mehr ansteckend und die Behandlung kann ambulant weitergeführt werden.


2) Erhaltungstherapie

Auch nach Ansprechen auf die Initialtherapie wird eine Tuberkuloseerkrankung für mindestens vier Monate weiterbehandelt. Medikamente der Wahl sind Isoniazid und Rifampicin, die in Kombination verabreicht werden.


Wird die Therapie der Tuberkulose konsequent über mindestens sechs Monate durchgeführt, heilt die Tuberkulose bei etwa 80 Prozent der Erkrankten vollständig aus. Nur, wenn die Therapie nicht eingehalten wird oder aufgrund von Resistenzen nicht vollständig durchgeführt werden kann, kommt es zu chronischen Verläufen der Tuberkuloseerkrankung mit bleibenden Organschäden. Obwohl es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, ist ein Tod durch Tuberkulose in Deutschland heutzutage sehr selten.


Siehe auch:

Lungenentzündung Fieber
Quellen:

Kalsdorf, B., Strassburg, A., Greinert, U., Lotz, J., & Lange, C. (2008). Klinik und Diagnose der Tuberkulose. Pneumologie, 62(05), 284-294. Link: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-2008-1038131, aufgerufen am 02.03.16


Arastéh, K., Bieber, C., Brandt, R., & Chatterjee, T. T. (2012). Duale Reihe Innere Medizin. H. W. Baenkler (Ed.). Georg Thieme Verlag.


Pai, M., & Schito, M. (2015). Tuberculosis diagnostics in 2015: landscape, priorities, needs, and prospects. Journal of Infectious Diseases, 211(suppl 2), S21-S28. Link: https://jid.oxfordjournals.org/content/211/suppl_2/S21.full.pdf+html, aufgerufen am 02.03.16


Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK). (2001). Richtlinien zur medikamentösen Behandlung der Tuberkulose im Erwachsenen-und Kindesalter. Pneumologie, 55, 494-511. Link: http://www.pneumologie.de/fileadmin/pneumologie/downloads/LL_Tuberkulose.pdf?cntmark, aufgerufen am 02.03.16




Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel beinhaltet lediglich allgemeine Hinweise und Beschreibungen zum Thema Krankheitsbild Tuberkulose. Er eignet sich nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung und kann einen Arztbesuch auf keinen Fall ersetzen.

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